Chronik des Schützenvereins Murg zum 60. Gründungsjahr

Erstellt von Hans Keller im September 1986 und Juni 2001

Am 29. März 1926 kamen im Gashaus zum Mayerhof in Murg eine Anzahl Männer zusammen, um einen Schützenverein zu gründen. Der Verein stellte sich zur Aufgabe, diese schöne und alte Sportart, die in vielen Orten seit Jahrhunderten betrieben und beliebt. Auch in unserem Heimatdorf einzuführen. Oberster Grundsatz sollte sein, frei von jeglicher Politik, dem Schießsport, der Kameradschaft und der Geselligkeit zu dienen. Schon am Gründungstag meldeten sich 30 Mitglieder an, deren Zahl sich bald auf 50 erhöhte.

Zum ersten Oberschützenmeister wurde Fritz Strittmatter gewählt, der es auch die ersten drei Jahre blieb. Schützenmeister war damals Fritz Jung.

Schon am 3. Mai desselben Jahres wurde beim damaligen Bezirksamt Säckingen ein Antrag zum Bau eines Schützenstandes gestellt. Als Platz für die Schießstandanlage wählte man das schön gelegene Wiesengrundstück im gewann „Hengstenstall“ das weitum von schönen Wäldern umgeben war. Dort wurde von den aktiven Mitgliedern, mit Unterstützung durch Richard Laule und seinen Turnern, gerodet und albald das kleine Schützenhaus erstellt. Dann erfolgte die Erbauung des 100 Meter Scheibenstandes. Infolge einer Änderung der Verbandssportordnung musste auch ein 50 Meter Stand gebaut werden, Die erfolgte Standabnahme kostete den Verein 70 Pfennige.

Am Kirchweihsonntag 1926 wurde der Schützenstand mit einem Kranzschießen eröffnet. Ein Waldfest mit einem nächtlichen Feuerwerk gaben dem Tag einen festlichen Rahmen.

1928/29 wurde eine neue Satzung geschaffen und der Verein in das Vereinsregister eingetragen. Durch Verhandlungen mit der Gemeinde konnte das Grundstück, auf dem sich die Anlagen befanden, käuflich erworben werden. Später wurde auch das Wiesengrundstück nach dem Rüttehofweg erworben. Jetzt konnte der Verein größere Veranstaltungen auf dem eigenen Gelände abhalten.

Auf sportlichem Gebiet wurde durch die Schaffung eines Murger Talers, auf dem das Schloss Wiladingen abgebildet ist, das Taler- und Königsschießen eingeführt. Es wurde alljährlich am Kirchweihsonntag abgehalten.

Mitte September 1933 wurde mit dem Erweiterungsbau des Schützenhauses begonnen und im November war das Haus, so wie es heute noch vorhanden ist, vollendet. Viele noch vorhandene Bilder zeigen von dem grußartigen Einsatz der damaligen Mitglieder. Im Januar 1934 war das Richtfest im Gasthaus zum Murgtal und am 13. Mai fand dann das Standeröffnungsschießen statt.

Unter Mitwirkung der örtlichen Vereine und einer gewaltigen Zahl von Schützen aus ganz Südbaden nahm ein Fest seinen Verlauf, der alles bisherige weit überschattete. Noch lange wurde von diesem Fest gesprochen. In der Folgezeit lag, ermöglicht durch diese moderne Anlage, der Schwerpunkt der Vereinstätigkeit auf sportlichem Gebiet.

Nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges, als die meisten Schützen zum Wehrdienst eingezogen wurden, konnte der Schießbetrieb nur noch in bescheidenem Rahmen aufrecht erhalten werden. Es war immerhin noch mögliche, das alljährliche Königschießen abzuhalten. Das letzte mal am Kirchweihsonntag 1944.

Auszüge aus den Heimatbriefen der Gemeinde Murg der Jahre 1940 bis 1944

Am 8. September 1940 traten die besten Schützen der Kreise Lörrach, Säckingen und Waldshut auf dem Murger Schießstand an, um die Gaumeisterschaft auszutragen. Es waren 82 Schützen. Sieger blieb, nachdem bis kurz vor Schluß Helmut Völkle führte, der 19 jährige Werner Lüthy von Rhina. ( 20 Schuß 224 Ringe)

Juli 1941: Einen schönen Erfolg errangen unsere Schützen in Hottingen. Sie konnten nämlich den Wanderpreis mit nach Hause nehmen. Die Resultate waren: Johann Schäuble 150, Dr. Etzkorn 145, Otto Lüthy 143 und Helmut Völkle 136 Ringe. Unterkreismeister der Schützen wurde nun schon zum 3. mal (nämlich 1936 und 1940) Johann Schäuble, diesmal mit 152 Ringen.

Der Vereinsführer des Schützenvereins Murg schreibt:
(Unliebsam verspätet)
An die Schützenkameraden des Schützenvereins Murg/Baden
Allen meinen Kameraden, wo sie auch stehen mögen, entbiete ich nachträglich noch zum Jahreswechsel herzliche Glückwünsche.
Möge uns das neue Jahr den siegreichen Frieden bringen.
Den Kameraden aber, die im Kampf um die Freiheit des Deutschen Volkes unsern Reihen entrissen wurden, mögen ein leuchtendes Vorbild und gleichzeitig eine Mahnung zur weiteren Pflichterfüllung für Führer und Vaterland sein.
Mit kameradschaftlichem Schützengruß
Euer Vereinsführer Willy Cremer.

Das am Sonntag, den 25.10.42 auf dem hiesigen Schützenstand durchgeführte Königsschiessen hatte trotz der vielen Einberufungen eine gute Beteiligung aufzuweisen. Mit einer Ringzahl von 161 konnte der Schütze Johann Schäuble als Schützenkönig ausgerufen werden, während dessen Sohn Werner Schäuble mit 148 Ringen als Schützenkönig der Jungschützen hervorging. Wohl eine beachtliche Leistung., dass Vater und Sohn zur gleichen Zeit den Schützenkönigstitel werben. Früh übt sich was ein Meister werden will.

Der Schützenverein hielt das Vereinsmeisterschafts- und Nadelschiessen ab.
Am Sonntag, dem 15. August hielt unser Schützenverein wieder einmal ein Vereinsschiessen ab. Die verhältnismäßig zahlreiche Beteiligung hat das besonders große Interesse und die Freude am Schießsport bewiesen. Den ersten Schützenpreis errang Helmut Völkle mit 114 Ringen, während der erste Jungschützenpreis mit 95 Ringen Walter Gerspach erhielt. Die Preise für den Gabentisch wurden erfreulicherweise von den Schützenkameraden gestellt.

Nochmals vom Schützenverein:
Am 29.08.43 fand auf dem Schießstand Luttingen für den Kreis Hauenstsein das Unterkreis -und Wanderpreisschiessen statt. Der Schützenverein Murg wurde mit 758 Ringen Unterkreismeister vor Laufenburg mit 751 Ringen. Dr. Paul Etzkorn wurde Unterkreis-Einzelmeister. Den Wanderpreis gewann erstmals der Schützenverein Säckingen mit einem Ring Vorsprung 553, Murg 552 Ringe.

Vom Schützenverein: Bei dem diesjährigen Königsschießen wurde Helmut Völkle Schützenkönig. Somit hat das Schießjahr 1943 einen würdigen Abschluss gefunden.

Ende November 1943.
Liebe Schützenkameraden!
Seit Euren Eindrücken, ist es droben auf unserm schönen Schützenstand merklich ruhiger geworden. Doch glaubt ja nicht, dass sich dort nun Spinnhudeln festsetzen und die Läden in den Angeln einrosten. Wir Alten und die damit zurückgebliebenen „ Sonstigen und Presthaften „ sind für die Schützensache immer noch rührig, wir halten weidlich zusammen, um die vorgeschriebenen Schiessübungen durchzuführen und die sonstigen Wettkämpfe nach alter Gewohnheit „siegreich“ zu bestehen. Der alte Geist im Schützenhaus ist immer noch lebendig und die alte Freude am Schiessen sitzt uns immer noch in den Knochen. Jedenfalls wird bei und Daheim, wie bei Euch draußen, die Flinte nicht rostig. Wenn Ihr zuhören könntet, wie auf dem Schützenstand hinter dem – Weinglas unter den noch „aktiven Schützenvereinlern, in den alten Vereinserinnerungen herumgekramt wird, hättet Ihr Eure helle Freude an den trolligen Geschichtlein, die wieder ans Tageslicht kommen. Und dass manch einer von Euch miteinbezogen wird, das könnt Ihr Euch lebhaft vorstellen.
Als äußeres Zeichen der Verbundenheit mit Euch, haben wir jedem am 10. November zwei kleine Feldpostpäckchen auf den Weg gebracht und wir hoffen, dass sie Euch draußen wo immer Ihr seit, gesund und munter erreichen mögen. Bleibet auch fernerhin wohl beieinander und feiert nach heimatlicher Sitte und Brauch die Weihnachtstagen. Eure Schützenfreunde wünschen Euch von Herzen alles Gute und besonders eine glückhafte Einfahrt ins neue Jahr.


Schützenverein Murg e.V.

Wehrschiessen: am Sonntag den 30.April 44 fand auf dem schön gelegenen Schützenstand auch in Murg das Wehrschiessen statt. Die Beteiligung war gut.

Der Schützenverein hielt am Pfingstmontag vormittags ein Übungs- und Vereinsmeisterschaftsschiessen ab.

Der Schützenverein hatte am Sonntag, 15.10.44 zum Königsschiessen aufgerufen.
Die verhältnismäßig zahlreiche Beteiligung beweist immer wieder das Interesse und die Freude am Schießsport. Schützenkönig für 1944 wurde Hans Schäuble mit 161 Ringen.
Damit hat das diesjährige Schiessen seinen Abschluss gefunden.

Von 1933 bis 1945 fungierte Willi Cremer als Oberschützenmeister, sein Stellvertreter war Hans Habig.

Als am 25. April 1945 die Franzosen in Murg einmarschierten, nahm Hans Schäuble schweren Herzens die letzte Amtshandlung vor. Er holte die vier Gewehre auf dem Stand und lieferte sie auf dem Rathaus ab. Bald darauf wurde auch das Vermögen des Vereins beschlagnahmt. Dann ruhte alles.

Erst als 1949 der große Förderer des Vereins, Gottfried Dietsche starb, wagten es einige frühere Kameraden, ihm als Zeichen des Dankes, einen Kranz am Grabe niederzulegen.

In den Jahren nach dem Krieg erwarb die Gemeinde das Schützenhaus und die Grundstücke. Somit hat sie den Besitz des Vereins für diesen erhalten.

Erst am 29. August 1953 trafen sich eine Anzahl ehemaliger Kameraden und ließen den Verein wieder erstehen. Nicht für die Alten, nein für die junge Generation wollte man das Vermögen retten.
Die Gemeinde übertrug nun die früheren Grundstücke wieder auf den Verein. Nun konnte die Anlage wieder in Ordnung gebracht werden. Schon am Kirchweihsonntag desselben Jahres wurde die Anlage mit einem Taler –und Königsschiessen eröffnet.

Verschiedenen Schützen übernahmen in der Folgezeit die Führung des Vereins, unter anderem auch unser jetziges Ehrenmitglied Dr. Paul Etzkorn.

Zum 30 jährigen Jubiläum 1956 wurde ein Mannschafts- und Talerschiessen, verbunden mit einem Waldfest durchgeführt. Die nun folgenden Jahre waren durch die Teilnahme an Pokal- und Freundschafsschiessen mit befreundeten Vereinen ausgefüllt.

Erst in den sechziger Jahren, nachdem die Meisterschaften eingeführt worden waren, konnte daran teilgenommen werden. In diesen Jahren wurde auch ein kleiner Pistolenstand errichtet. Darauf wurde nun eifrig mit der Sportpistole geübt. Jetzt wurden auch die Rundenwettkämpfe eingeführt. Sie brachten einige Schützen mehr in den Verein.

Als der damalige OSM Manfred Metzger das Wurftaubenschiessen in Gang gebracht hatte, wurde eine Abwurfmaschine angeschafft und die dazugehörige Anlage gebaut. Somit kam auch dieser Sport in unsere Reihen. Es wurde die Ausbildung der Jäger, und einmal sogar die Kreismeisterschaft auf unserem Stand abgehalten.

1975 stellt der Verein einen Antrag zum Bau einer Luftgewehrhalle. Die Verhandlungen zogen sic einige Jahre hin, da die geplante Autobahnstraße der A98 genau durch unserem Stand führte. Nur durch wiederholtes Verhandeln mit den Behörden war es OSM Metzger gelungen, mit der Auflage eines entschädigungslosen Abbruchs im Falle des Autobahnbaues, die Genehmigung zu erhalten.
1978 konnte mit dem Bau der Halle begonnen werden. 1980 nahmen wir dann das erste mal an den Luftgewehr- und Luftpistolenrundenwettkämpfen im Kreis Hochrhein teil.

Im heutigen Jubiläumsjahr beteiligen wir und mit 2 Kleinkalibergewehr Mannschaften, 2 Luftgewehrmannschaften, einer Jugend Luftgewehrmannschaft, einer Sport- und 3 Luftpistolenmannschaften mit guten Ergebnissen an den Kreisrundenwettkämpfen.

Ganz allmählich kamen auch die Erfolge bei den Meisterschafen. Im Jahr 1986 haben wir 24 Starter die an den Landesmeisterschaften teilnehmen können. Ein sehr großer Erfolg für unserem Verein.

Doch zu den erfreulichen sportlichen Erfolgen kommen auch Sorgen. So müssen wir im Zuge der Sicherheitsauflagen an den Umbau der Anlage denken. Die Planung dazu ist vorbereitet.

Zum Schluß möchte ich ans unsere Verstorbenen Schützenkameraden denken, die sich in schweren Zeiten Aufopferungsvoll für den Verein eingesetzt und viele Stunden für das Schützentum geopfert haben. Ihnen allen sei an dieser Stellen herzlich gedankt.

Chronik weiter ab 1987 zum 75. Gründungsjahr.

Bereits 1980 hat sich abgezeichnet, dass der Verein seine Anlagen umbauen muss. Die Auflagen des Ordnungsamtes wurden immer massiver. Da ab 1986 die Trassenführung der Autobahn verlegt wurde, konnten konkrete Pläne ins Auge gefasst werden. Unterstützt wurden wir hauptsächlich durch den Schützenkameraden Hubert Etzkorn der auch den Architekten Peter Schmidt beauftragte, die Pläne nach den Vorschriften des deutschen Schützenbundes zu erstellen.
Nachdem die Vorplanung erstellt, die Anträge für die Bezuschussung eingereicht und zugesagt wurden, konnte der Bauantrag eingereicht werden. Am 18.08.1987 erhielten wir die Baugenehmigung. Vorgesehen waren 8 Kleinkalibergewehrstände, 5 Pistolenstände und 2 Einhundertmeterstände für alle Kaliber.
Unter der Führung von OSM Hans Keller wurde alsbald mit der Ausbaggerung begonnen und mit dem anfallenden Material ein Sicherheitswall auf der unteren Seite angefüllt.
Bei einem Bier erwähnte Klaus Dehne, (diese Eierkiste stelle ich euch her)). Dass daraus keine Eierkiste wurde hatte er erst nachher bemerkt. Jedoch konnte man sich auf ihn verlassen. Was dieser Mann geleistet hat kann man nur erahnen, wenn man sagt dass ein Sandstein etwa 10 Kilogramm wiegt und er tagelang gemauert hat. Der Schützenverein kann froh sein, so einen Helfer gefunden zu haben, dem man zu großem Dank verpflichtet ist. Es würde zu weit führen, wenn all die vielen Arbeitsstunden aufgeführt werden müssten, die Schützenkameraden in den 2 Jahren geleistet haben. Es kamen etwa 4000 Stunden zusammen. Dadurch kamen wir auch finanziell gut über die Runden, sodass keine Schulden gemacht werden mussten, was für einen kleinen Verein lebenswichtig ist.

Nachdem im März 1990 die Standabnahme erfolgte, konnte am 10. April die Standeinweihung durchgeführt werden. Von nun an konnte man wieder mit gutem Gewissen dem Schiesssport nachgehen.
Erfolge bei Meisterschaften und Rundenwettkämpfen zeichneten sich ab. Die bis zum heutigen Datum anhalten. Einige Schützen erreichten sogar die Deutsche Meisterschaft.

Da weder Strom noch Wasser auf dem Schützenstand vorhanden waren, griffen die Schützen zu Selbsthilfe. Wasser aus der Kanalisation wurde in den bisherigen Bunker der Scheibenwurfanlage geleitet und mittels Pumpe in ein Rohrnetz gebracht. Strom konnte mit einem Aggregat erzeugt werden, was jedoch anfangs sehr mühsam war. Erst später wurde ein Dieselaggregat angeschafft, das durch Batteriebetrieb angelassen werden konnte.

Im Jahre 1988 bekamen wir durch die Post einen Telefonanschluss.

An Weihnachten 1991 wurde durch einen Wassereinbruch der 100 Meter Stand zerstört. Die einbrechenden Wassermassen rissen die Betonwände ein und zerstörten den Bunker des Scheibenstandes. Nun musste man mal wieder von vorn beginnen. Aus Sicherheitsgründen wurde nun ein Tunnel gebaut, und mit Erde zugedeckt. Jetzt hat es einen dauerhaften Bestand.

Als Heizung wurde 1993 ein Gastank und die entsprechenden Heizkörper eingebaut.

Nach langen Verhandlungen mit der Gemeinde gab es dann auch den Anschluss an das Stromnetz und vor drei Jahren bekamen wir auch Wasser. Jedoch lässt der Druck noch etwas zu wünschen übrig, aber man ist froh, endlich alles zusammen zu haben.

Im Jahre 2000 wurde am alten Haus das Dach neu gedeckt und die Fassade neu verputzt und gestrichen. Wiederum alles in Eigenleistung unter Mithilfe eines Fachmannes.

Wenn wir am 29. Juni 2001 das 75 jährige Jubiläum feiern, können wir mit Stolz auf eine schöne Schießanlage hinab schauen.

Murg, im Juni 2001 Hans Keller

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